Fronleichnam

«Öse Herrgottstaag» heisst der Fronleichnam in Appenzell. Bei der berühmten Prozession kommt die Freude der Innerrhoder an festlichen, farbenprächtigen Aufmärschen ganz besonders zur Geltung.

Frühmorgens wecken Kanonenschüsse die Gläubigen. Fronleichnam ist für die katholischen Innerrhoderinnen und Innerrhoder «Ösehegottstag». Seit dem Hochmittelalter wird das hohe kirchliche Fest zur Verehrung des heiligen Altarsakraments zehn Tage nach Pfingsten gefeiert. In Appenzell und den Aussengemeinden werden die prächtigsten Prozessionen des Kirchenjahres abgehalten. Schon morgens um sechs Uhr herrscht emsiges Treiben im Dorfern von Appenzell und in den Aussengemeinden. Die Bewohnerinnen und Bewohner schmücken ihre Häuser mit frischem Buchenlaub; Heiligenbilder und -figuren und Blumenschmuck werden platziert.

Der Festtagsgottesdienst wird bei schönem Wetter um 8.45 Uhr unter freiem Himmel im Innenhof des Gymnasiums St.Antonius zelebriert. Dann zieht die farbenprächtige Prozession zu den zwei üppig geschmückten Segensstationen auf dem Landsgemeindeplatz und beim Schulhaus Chlos. Dort werden jeweils – angezeigt durch weiteren Kanonendonner – kurze Andachten mit Lesungen gehalten und der eucharistische Segen erteilt. Auf den Wegstrecken dazwischen wird der Rosenkranz gebetet.

Die Fronleichnamsprozession hat in jeder Pfarrei ihre Besonderheiten. Im Zentrum steht das Allerheiligste, das vor Prozessionsbeginn in der Kirche abgeholt wird.

In Appenzell begleiten Herrgottsgrenadiere in napoleonischen Uniformen die Monstranz bis zum Schlusssegen zwei Stunden später vor der Pfarrkirche.

Pfarrer und Allerheiligstes werden vom prunkvollen Baldachin beschirmt, den Mitglieder des Kirchenrats tragen. Ihnen folgen Bannerträger kirchlicher und weltlicher Gruppen, dahinter wehen die Rhodsfahnen. Andächtig schreiten Behördenvertreterinnen und -vertreter, der Kirchenchor, Angehörige des Pfarreirats und des Seelsorgeteams, Ministranten, Erstkommunikanten, die Fronleichnamsschützen und die Musikgesellschaf samt Tambouren durch die Gassen. Die klare Ordnung gilt seit Generationen.

Ihren besonderen Glanz erhält die Prozession durch die bis zu hundert Frauen in der Festtagstracht und die 15 «Täfelimeedle». Diese jungen Frauen in der schwarzweissen Tracht der Unverheirateten tragen bemalte Holztafeln mit den 15 Geheimnissen des freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Rosenkranzes.

Ort

Appenzell und Gonten, kleinere Prozessionen auch in Brülisau, Eggerstanden, Haslen, Schlatt und Schwende

Zeit

Donnerstag Vormittag, 10 Tage nach Pfingsten,
30. Mai 2024