Appenzeller Musik

Unverkennbar ist der Klang der typischen Appenzeller Musik. Das klassische Quintett setzt sich zusammen aus zwei Geigen, Cello, Hackbrett und Streichbass. Das Hackbrett rhythmisiert dabei die Kompositionen und füllt die Lücken mit schillernden Tonkaskaden.

Die Streichmusik tritt seit 1892 in Quintettbesetzung auf, nachdem früher nur mit Geige und Hackbrett, später dann im Trio und Quartett gespielt worden ist. Parallel zur Formationsentwicklung entstand auch das entsprechende Repertoire mit Walzer, Schottisch, Polka, Marsch, Ländler, Mazurka und Galopp. Schon um 1900 komponierten Appenzeller Musikanten Stücke, die bis heute gespielt werden. Zahlreiche Werke sind harmonisch sehr anspruchsvoll, enthalten überraschende Wendungen und oft eigenwillige Modulationen. Ein typisches Merkmal der «schlääzigen» Tänze sind die abrundenden Schlusstakte, der sogenannte «Giigeschluss».

Eine neue Generation gut ausgebildeter Musikerinnen und Musiker verleiht heute der Appenzeller Musik frische Impulse und wagt auch Experimente und Grenzüberschreitungen. Der Streichmusik in Originalbesetzung begegnet man meist nur noch an konzertanten Auftritten. Für Tanzmusik wird anstelle von Cello und zweiter Geige gerne die Handorgel eingesetzt. Sie bringt einen speziellen «Zoog» in die Appenzeller Musik. Auch Besetzungen mit Klavier oder mit zwei Handorgeln sind anzutreffen. Was aber allen Appenzeller Formationen eigen ist: Sie spielen ein typisches Repertoire.

Um die Zukunft der Appenzeller Musik aller Sparten zu sichern, wurde mit dem «Roothuus» in Gonten ein Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik gegründet, wo seit 2007 das einmalige Kulturgut gefördert, gesammelt und dokumentiert wird.

Das Hackbrett
Das trapezförmige Hackbrett gehört zu den Kastenzithern. Die mehrchörig gebündelten Saiten werden mit zwei Ruten (Schlägern oder Klöppeln) angeschlagen. Je nach Beschaffenheit der Ruten klingen die Saiten silbrig hell oder samtig weich. Als Urform des Hackbretts gilt das persische Santur, das seit dem Mittelalter belegt ist. Im Lauf der Jahrhunderte hat es den Weg über den Balkan nach Europa gefunden. Beim alpenländischen Appenzeller Hackbrett sind die Saiten zur Hälfte durch einen Steg in Quinten und Sexten aufgeteilt und chromatisch angeordnet.

Stegreif
Seit etwa 1950 werden Appenzeller Tanzmusikstücke und Rugguusseli auch von Blasmusikformationen gespielt. Die Stücke sind nicht ausgeschrieben, darum wird die Spielpraxis «Stegräfle» genannt. Der echte «Stegräf» zeigt sich darin, dass nur die Melodie vorgegeben ist, alle Begleitstimmen werden nach Gehör und Gefühl gespielt. Die Stücke haben nur selten einen Titel und erfreuen die Zuhörerschaft mit ihren gehörfälligen Melodien und der spontan-freudigen Art der Darbietung.