Alpstobede

Mitten im Alpsommer laden die Sennen auf grösseren Gemeinalpen zur «Alpstobede» ein. Zum Teil unter freiem Himmel spielt nach einem feierlichen Gottesdienst eine Appenzeller Musikformation auf; Volkstanzgruppen und das Publikum drehen sich auf der Holzbühne im Kreis. Männer sorgen mit der Tanzfigur «Mölirad» für Furore; ein Trachtenpaar tanzt den «Hierig», einen pantomimischen Paartanz. Es wird gejodelt, und es werden «Ratzliedli» gesungen.

Meist geht dem weltlichen Teil ein Alpgottesdienst voraus, der in einer der Bergkapellen oder ebenfalls unter freiem Himmel abgehalten wird. Anschliessend wird bei Musik, Gesang und Tanz in fröhlicher Runde zusammengesessen.

Bei den Tänzen darf der so genannte «Hierig» nicht fehlen, bei welchem ein Tanzpaar in der Tracht nach einer traditionellen Melodie, die Höhen und Tiefen einer Beziehung in pantomimischer Art darstellt. Dabei werden auch einmal die Fäuste gezeigt, bis sich das Paar am Schluss mit einem innigen Kuss wieder versöhnt.

Neben den Sennen der jeweiligen Umgebung, die in der Regel in der Tracht an der «Alpstobede» teilnehmen, besuchen auch Landwirte aus dem Tal und eine bunte Schar von Berggängerinnen und Berggängern die beliebten Alpfeste.

Mit «Stobede» war ursprünglich eine Zusammenkunft in der Stube gemeint. «Zo Stobede goh» bedeutet noch heute, jemanden in seinem Wohnraum zu besuchen, mit ihm zu reden. Der Begriff wurde auf die geselligen Zusammenkünfte der Sennen übertragen – eben «Alp-Stobede», früher auch «Weidstobede» genannt.

Diese hängen mit den Alpbesuchen zusammen, welche Angehörige der Sennen und die Viehbesitzer alljährlich unternahmen.

Der sportliche Teil – Steinstossen, Schwingen, «Hoselopf», «Hööggle» – ging unterdessen verloren. Eine Neuauflage von «sennischen Wettkämpfen» wurde 2006 beim Gasthaus Mesmer gestartet. 2012 wurde in der Bollenwees während der «Stobede» erstmals ein «Bollewöffe» veranstaltet.

Einzig an vier Tagen pro Jahr war in alter Zeit das Tanzen in Innerrhoden offiziell erlaubt. So ist es nicht erstaunlich, dass bis Anfang des 20. Jahrhunderts die «Alpstobede» äusserst beliebt waren: Hier fanden  –  fernab der wachsamen Augen von Staat und Kirche  –  vergnügliche Anlässe statt. In Appenzell Ausserrhoden wurden 1726 die «Alp- und Weidstobeden» endgültig verboten.

Ort

Auf verschieden Alpen und in diversen Berggasthäusern

Zeit

Um die Mitte des Alpsommers (Mitte Juni bis Mitte August)