Spuren und Stollen

Walter Motzer ist Dorfbäcker in Gonten. Im Winter unterhält er zudem die Winterwanderwege und Langlaufloipen im Dorf. Was für viele Arbeit bedeutet, bringt für ihn Herzensruhe.

Direkt an der Hauptstrasse durch das knapp 1'500 Seelen-Dorf Gonten führt Walter Motzer in der dritten Generation die gleichnamige Dorfbäckerei. Als 14-jähriger hat er nach den acht obligatorischen Schuljahren kurzerhand die Gelegenheit gepackt, bei der Bäckerei Brander in Appenzell die Lehre als Bäcker/Konditor anzutreten. «Emil Brander hat mir am Ende einer Schnupperwoche einen Ausbildungsplatz angeboten, worauf ich zugesagt habe und die Lehre einem weiteren Schuljahr vorzog», verrät Walter und lächelt verschmitzt. Dieser Tätigkeit ist Walter bis heute treu geblieben. Einzig vier Jahre hat er nicht als Bäcker in Gonten gearbeitet: Zwei Jahre in Arosa in einer Bäckerei und je ein Jahr als Küchenhilfe in der Carmennahütte im Skigebiet Arosa und als Fallschirm-Instruktor im Tessin.

«In Innerrhoden werden noch alle Backwaren selber hergestellt»

Der dreifache Familienvater führt eine von zehn Bäckereien im Kanton. Er betätigt sich als Kassier im  Meisterverband Bäcker-Confiseure Appenzell Innerrhoden. Im Vergleich zu den anderen Bäckereien in der Schweiz hebt er hervor, dass im Kanton AI noch alle Backwaren selber hergestellt werden. Zudem pflegen die Bäcker in Innerrhoden einen «Vorteig» zu machen. Dies heisst so viel wie: Der Grundteig für weisses und dunkles Brot fertigen sie am Vorabend an und lassen ihn bis zu Betriebsbeginn vom Folgetag ruhen. «So entsteht das unverkennbare Aroma», weiss der Fachmann zu berichten. In seinem Geschäft zählen die Hefestollen weitherum zur Hausspezialität.

Der 53-jährige begegnet einem stets mit einem Lächeln im Gesicht. Auch wenn er frühmorgens auf Ausliefertour mit seinem Brot unterwegs ist, grüsst er höflich, schaut einem in die Augen und geht pflichtbewusst seinen Weg weiter. Sein brauner Teint lässt darauf schliessen, dass Walter sich häufig im Freien aufhält. Während seiner Freizeit betätigt er sich aktiv und man trifft ihn unterwegs auf Wanderwegen, mit dem Bike oder im Winter auf den Langlaufloipen.

«Ich liebe den Langlaufsport»

Seit über 20 Jahre engagiert sich Walter als Präsident im heuer 42-jährigen Verein Loipe-Gonten. In dieser Zeit habe sich einiges geändert, weiss Walter zu berichten. Anfänglich hat der Verein lediglich Langlaufloipen gepflegt, doch mittlerweile führen verschiedene Winterwanderwege durch das Flachmoor in Gonten. «Die Winterwanderer haben immer die Loipen benutzt, woraufhin wir für diese Gäste Winterwanderwege geschaffen haben.» Zusammen mit seinen sechs Kommissionskollegen unterhält er im Winter insgesamt 58 Kilometer Langlaufloipen und knapp fünf Kilometer Winterwanderwege. Walter ist selber regelmässig auf den Langlaufskiern im Gebiet unterwegs, und macht dies einerseits als sportliche Aktivität, andererseits, um die Qualität der Loipe zu sichern. Selber als aktiver Langläufer weiss er, wovon er spricht, wenn er im Pistenfahrzeug sitzt und die Loipen präpariert. «Im Pistenbully schaue ich lieber noch einmal retour und versichere mich, dass die Loipe fein säuberlich gepflegt ist.» So wie Walter die Loipen selber mag, so präpariert er sie auch für die Gäste. Walter freut sich, wenn die Gäste gutgelaunt von den Langlaufloipen zurückkehren. Ebenso freut er sich in der Bäckerei: «Wenn am Abend im Geschäft die Regale leer sind, ist dies für mich das Schönste.»