Schaffer des Pfades

So ungewöhnlich der Beruf von Patric Hautle klingt, so besonders ist er auch: Als Wegmacher ist er für das gesamte Wanderwegnetz im und um den Alpstein zuständig. Ein abwechslungsreicher, aber nicht ganz ungefährlicher Job.

Wer unterhält die Wege, montiert Wegweiser und sorgt sich um die Ruhebänke? Im Appenzellerland ist dafür ein Mann zuständig: Der Wegmacher. Patric Hautle kümmert sich seit sechs Jahren um ein sicheres Wandererlebnis für die Gäste. Er pflegt ein Wanderwegnetz von insgesamt 700 Kilometer. Hinzu kommen rund 400 Ruhebänke, die er wartet. Im Winter sorgt er sich um die Schneeschurouten und Winterwanderwege. «Mein Job ist sehr abwechslungsreich», sagt Patric, sein Blick schweift in die Ferne, «und ich halte mich gern im Freien auf.» Bei Wind und Wetter ist er draussen, immer unterwegs und optimiert die Wege.

«So eine Baustelle bekommt man nur einmal im Leben»

Bei Stellenantritt wartete eine ganz besondere Aufgabe auf den Wegmacher: Die Sanierungsarbeiten am Lisengrat im Sommer 2010. Der imposante Gratweg zwischen dem Säntis auf 2504 Meter über Meer und dem 2120 Meter hohen Rotsteinpass gehört zu den anspruchsvollsten Routen im Alpstein. Der Weg ist nur für schwindelfreie und absolut trittsichere Wanderer geeignet. So konnten Tätigkeiten am exponierten Arbeitsplatz nur wenn die Arbeiter am Seil gesichert waren, erledigt werden. Die Materialzulieferungen erfolgten per Helikopter. «So eine Baustelle bekommt man nur einmal im Leben.» Die Sicherungsseile entlang des Wanderweges stammten noch von der Ersterrichtung vor gut 100 Jahren und wurden somit jahrelang nur geflickt. Die Innerrhoder Rettungskolonne griff Patric bei diesem Projekt tatkräftig unter die Arme.

Der 34-jährige ist ein Naturbursche durch und durch. Er fischt, jagt und ist ein guter Handwerker. Mit seiner vierköpfigen Familie geht er zudem oft Pilze sammeln. Als gelernter Dachdecker und mit seiner kräftigen Postur ist er wie gemacht für diesen Job. Ohne Dächlikappe trifft man Patric nie an. Im Sommer trägt er meistens ein Untershirt. Kaum ein Wanderer geht an ihm vorbei, ohne ihn zu grüssen oder ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Für einen Schwatz ist er meistens zu haben. Bei den Sennen ist der Wegmacher ein gern gesehener Gast. So auch bei den Bergwirten und geniesst bei ihnen sogar freies Gastrecht, das heisst, sie bieten ihm nach altem Brauch gratis Kost und Logis.

«Man muss seine Grenzen kennen»

Der Job ist nicht ganz risikolos. Nicht selten stehen Sprengarbeiten an. Dann muss stets ein zweiter Mann hinzugezogen werden, so will es die Vorschrift. Menschen und Tiere sind so geschützt. «Man muss seine Grenzen kennen», erzählt Patric nachdenklich, «und wissen, wann man besser aufhört.» Als grösste Gefahr sieht er Steinschlag oder wenn ein Gewitter naht. Eindrücklich ist, wie viele Kilos er und seine Helfer auf dem Rücken schleppen. Bis zu vierzig Kilos dürften das regelmässig sein, denn meistens müssen sie einen Generator dabei haben. An seine Grenzen kommt er allerdings nicht beim Schleppen. «Im Sommer nimmt die Arbeit manchmal kein Ende und wir arbeiten bis es dunkel ist», erzählt er. Patric kennt seine Grenzen. Und dank seines Einsatzes sind die Wanderer sicher im Alpstein unterwegs.