Auf und davon

Als Evelyn fünf Jahren alt war, wanderte sie mit ihrer Familie nach Neuseeland aus. Zwölf Jahre später findet sie in ihrer ursprünglichen Heimat die grosse Liebe. Evelyn Manser ist gebürtige Appenzellerin, Bäuerin und zeigt heute den Gästen die Vorzüge des Appenzellerlandes.     

Jodelgesang ertönt aus dem Kassettenrekorder, im Hintergrund rauschen die Wellen des Pazifiks. Eine Welt, die sich die sechsköpfige Familie Fässler geschaffen hat. Eine Welt, die geprägt ist von Bekanntem aus der Heimat. Gerade mal 18‘761 Kilometer Luftlinie liegen dazwischen. Zwischen der Schweiz und Neuseeland.

«Ich verbrachte eine schöne Zeit in Neuseeland», erzählt Evelyn aus ihrer Kindheit, «dank einigen Bekannten und Freunden, die uns am Anfang halfen.» Im Jahre 1980 beschlossen ihre Eltern zusammen mit ihren zwei Brüdern, der Schwester und ihr nach Neuseeland auszuwandern. «Mein Vater hatte Fernweh», berichtet sie. Viele Jahre zuvor, im Jahre 1956, verreiste Evelyns Vater bereits einmal. Er war mit einem Schiff unterwegs und lebte für sechs Jahren in Neuseeland und Australien.

Die Fässlers bauten sich in Neuseeland eine neue Existenz auf. Doch nicht alles aus ihrer Heimat liessen sie hinter sich: «Wir haben unsere Kindertrachten mitgenommen und bei Anlässen des Schweizer Clubs gern getragen», berichtet Evelyn, «und unser Vater hielt stur an einigen Traditionen fest. » So feierte die Familie Weihnachten an Heiligabend und nicht am 25., wie es da üblich ist. Auch «räuchle» oder Kirchenbesuche gehörten fix in den Jahreslauf.

«Die Sprache, der Beruf und die Wurzeln brachten mich wieder nach Appenzell»

Eigentlich hat Evelyn nur einen Aufenthalt von drei Jahren in Appenzell geplant, um eine Coiffeur-Lehre zu absolvieren, die deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern und ihrer Herkunft nachzugehen. So haben sie und ihre Schwester Neuseeland verlassen und sind nach Appenzell gekommen. «Und da hab ich Sepp kennengelernt», erzählt Evelyn und strahlt über das ganze Gesicht. Und so kam es, wie es kommen musste und Evelyn ist in Appenzell geblieben.

Evelyn Manser ist heute verheiratet und dreifache Mutter. Ihr Mann und sie führen zusammen in Schwende einen Bauernbetrieb mit Milchkühen und Schafen. Nebenbei führt Evelyn die Gäste durchs Dorf Appenzell. «Die englischen Dorfführungen machen mir besonders Spass», erzählt Evelyn. Sie ist zweisprachig aufgewachsen und schwärmt von den vielen tollen Begegnungen mit den Gästen. «Immer wieder sind die Gäste überrascht, dass wir Appenzeller noch so viele Bräuche und Traditionen aktiv ausleben», berichtet sie.

«Heimat ist, wo meine Familie lebt»

Ferienhalber kehrt Evelyn mit ihrer Familie immer wieder gern nach Neuseeland zurück. Doch mittlerweile ist Appenzell wieder Evelyns Heimat. Eine Heimat, mit viele Bräuchen und Traditionen, die sie bis ans Ende der Welt begleitet haben.